Der erste Schritt zur Bruderschaft

besteht darin, die Gefühle zu beherrschen, so dass Meinungsverschie­denheiten, abweichende Anschauungen über das Verhalten, über den Ge­schmack, über das Tun anderer, dass alle die Verschiedenheiten, die Menschen von einander trennen, in uns nicht das Gefühl des Streites, des Widerwillens, der Überlegenheit und dergleichen Empfindungen mehr er­wecken. Nimm die Menschen so, wie sie sind; lass sie ungeschliffen, unwis­send, reizbar, rechthaberisch, unlogisch sein! Wie auch ihre Fehler ausfallen mögen: nimm die Menschen, wie sie sind! Sage zu dir selber: der oder jener ist so oder so. Was geht es mich an? Lass ihn so sein; mit der Zeit wird er alles lernen, was nötig ist. Gesetzt den Fall, dieser oder jener sei egoistisch oder völlig unbelehrbar. Nun, so stelle es für dich fest und merke es dir; aber lass es dich nicht ärgern. Denke, dass es für den Betreffenden charakteri­stisch sei, wie es für eine Blume, sei es Reseda oder eine andere, charak­teristisch ist. Du liebst vielleicht die eine und nicht die andere Blume. Für dich ist das eine Tatsache, die du beobachtest. Warum solltest du darüber in Aufregung geraten? Vielleicht ist Herr B. geldgierig. Warum wolltest du dich darüber ärgern? „Die Strafe ist mein, spricht der Herr." Karma wird ihm mit der Zeit Erfahrungen bringen, die ihn von seiner verkehrten Einstellung be­freien. Bis dahin nützt es dir und der Welt nichts, darüber in Aufregung zu geraten und herabsetzend darüber zu sprechen. Bewahre deine Ruhe! Wenn du eine ruhige Einstellung bewahrst, dann wirst du erkennen, dass alle Feh­ler Stufen sind. Das Lebenszentrum ist in allen Menschen das gleiche. Wie der elektrische Kraftstrom abertausend elektrische Glühbirnen füllt, die in Form und Farbe verschieden sind, so strömt das Leben, das alle Menschen erfüllt, aus der selben Quelle, rein und stark in sich selber, doch verschieden gefärbt durch seine Hüllen.
 
In diesem Bilde sehen wir die Grundlage und das Wesen der Bruder­schaft. Die äußeren Persönlichkeiten sind verschiedenartig, doch das Leben in ihrem Inneren ist in ihnen allen das gleiche, ist göttlichen Ursprungs. Sei darum nachsichtig mit den Körperhüllen, während sie im Wachsen begriffen sind. Überwinde Bewegungen des Gemüts; lass dich nicht durch Äußerun­gen des Persönlichen beeinflussen und bestimmen! Freundschaft, Sympa­thie, Mitgefühl, Hilfsbereitschaft, alle Tugenden wachsen ganz natürlich in einer ruhigen Atmosphäre der Seele.
 
Verfasser unbekannt — aus dem Dänischen von Trine Voß
 


Autor: Verfasser unbekannt — aus dem Dänischen von Trine Voß