Tote Gruppen sind wir, wenn wir hassen,

Götter, wenn wir liebend uns umfassen,

Lechzen nach dem süßen Fesselzwang.

Aufwärts, durch die tausendfachen Stufen

Zahlenloser Geister, die nicht schufen,

Waltet göttlich dieser Drang.

 

Arm in Arme, höher stets und höher,

Vom Barbaren bis zum griech’schen Seher,

Der sich an den letzten Seraph reiht,

Wallen wir einmüth’gen Ringeltanzes,

Bis sich dort im Meer des ew’gen Glanzes

Sterbend untertauchen Maß und Zeit.

 

Freundlos war der große Weltenmeister,

Fühlte Mangel, darum schuf er Geister,

Sel’ge Spiegel seiner Seligkeit.

Fand das höchste Wesen schon kein Gleiches,

Aus dem Kelch des ganzen Wesenreiches

Schäumt ihm die Unendlichkeit.


Liebe ist das wuchernde Arkan, den entadelten König des Goldes aus dem unscheinbaren Kalk wieder herzustellen, das Ewige aus dem Vergänglichen, und aus dem zerstörenden Brand der Zeit das große Orakel der Dauer zu retten.

 



Autor: Freidrich Schiller (1749 - 1805)