Helena P. Blavatsky (1831 - 1891)
"Wenn wir glauben, dass der Zweck des Lebens bloß darin liegt, unser materielles Ich zufriedenzustellen und es ihm behaglich zu machen, wenn wir glauben, dass materieller Wohlstand das höchste Maß möglichen Glücks verleiht, dann verwechseln wir Hohes mit Niederem und halten Illusion für Wahrheit."
Nahtoderfahrungen erklärt
Hundert Jahre zu früh? Was veranlasste E. Kübler-Ross zu dieser Aussage? Bekanntlich plädierte die Ärztin für ein Verstehen der bedeutsamen Vorgänge, die sich im Menschen vor und im Nahtodzustand vollziehen - inzwischen durch eine Vielzahl von Erfahrungsberichten und wissenschaftliche Studien belegt (Prof. K. Ring, USA, Dr. S. Parnia, England, Dr. P. v. Lommel, Niederlande u. a.).
Danach ergibt sich folgendes Bild vom Tode:
Der Tod ist nicht das Ende des Menschen, sondern das Ablegen des physischen Körpers.
Das Bewusstsein vergeht nicht, sondern existiert offenbar auf einer mit wissenschaftlichem Instrumentarium bisher nicht erfassten feinerstofflichen Ebene weiter.
Das Bewusstsein degeneriert nicht, sondern ist sogar zu Höchstleistungen fähig, die im irdischen Leben nicht erreicht wurden - Panoramablick des irdischen Lebens, zweifelsfreie Unterscheidung zwischen Recht und Unrecht - erweiterter Erkenntnishorizont.
Für diese aus der Sicht des materialistisch-naturwissenschaftlichen Paradigmas verblüffenden und schwer zu verstehenden Vorgänge liefert Helena P. Blavatsky bereits hundert Jahre zuvor die Erklärung. Sie skizziert den philosophisch-psychologischen Hintergrund, vor dem diese Prozesse als absolut folgerichtig erkannt werden. In ihren Werken finden wir ein umfassendes Welt- und Menschenbild, das nicht nur auf die physische Körperwelt beschränkt ist, sondern auch und gerade jene Bereiche, die meist nur vage als Seele und Geist umschrieben werden, als wesentliche und konstituierende Elemente einer höchst komplexen Zusammensetzung von Mensch und Welt umfasst. In ihrem bereits 1889 erschienenen Schlüssel zur Theosophie führt sie zum Thema Tod u. a. folgendes aus:
„Im feierlichen Augenblick des Todes, selbst wenn dieser ein ganz plötzlicher ist, sieht jeder Mensch sein ganzes vergangenes Leben in allen Einzelheiten vor sich. Für einen kurzen Augenblick wird das persönliche mit dem individuellenund allwissenden Ego eins. Dieser Augenblick ist ausreichend, um ihm die Kette von Ursachen zu zeigen, die während seines Lebens wirksam waren. Er sieht und versteht sich nun, wie er ist, unbeschönigt von Schmeichelei und Selbsttäuschung. Er liest sein Leben einem Zuschauer gleich, der noch einmal auf die Arena herabblickt, die er soeben verlässt."1
Im Lichte dieser wenigen Sätze und der darin erwähnten Vereinigung des „persönlichen" mit dem „allwissenden Ego" wird verständlich, warum in einzelnen Nahtod-Berichten von einer schier unendlichen Horizonterweiterung die Rede ist, die sich in Worten kaum wiedergeben lässt. Für C. G. Jung war dieser Bewusstseinszustand gekennzeichnet durch
„Wissen akausaler Natur, das die Erfahrung transzendiert, das alles durchdringt".
In Joh. Ch. Hampes Buch Sterben ist doch ganz anders lesen wir von der Erfahrung eines
„subtilen Ich, ... wie etwas, was ich schon immer tief begraben gewusst hatte unter einem Überbau von Ängsten, Hoffnungen, Wünschen und Begierden. Dieses Ich ... war reiner Geist, endgültig, unveränderlich, unteilbar, unzerstörbar. Wenngleich absolut einmalig, ... war es gleichzeitig Teil eines unendlichen, wohlgeordneten Ganzen. Ich war schon einmal dort gewesen."2
Vertikale und horizontale Perspektive
Autor: Charlotte Wegner