Hippokratischer Eid

Ein Mensch lebt! Und er will lange leben! Der medizinische Fortschritt ermöglicht es, unser Leben in Krisensituationen besser zu erhalten, zu bewahren.

Der Hippokratische Eid besagt, wie die Schwurformel in Abwandlungen heute für Humanmediziner gültig ist, auf keinen Fall Menschen Schaden zuzufügen, sondern sie davor zu bewahren:

„Ich schwöre, Apollon den Arzt und Asklepios und Hygieia und Panakeia und alle Götter und Göttinnen zu Zeugen anrufend, dass ich nach bestem Vermögen und Urteil diesen Eid und diese Verpflichtung erfüllen werde:

Den, der mich diese Kunst lehrte, meinen Eltern gleich zu achten, mit ihm den Lebensunterhalt zu teilen und ihn, wenn er Not leidet, mitzuversorgen; seine Nachkommen meinen Brüdern gleichzustellen und, wenn sie es wünschen, sie diese Kunst zu lehren ohne Entgelt und ohne Vertrag; Ratschlag und Vorlesung und alle übrige Belehrung meinen und meines Lehrers Söhnen mitzuteilen, wie auch den Schülern, die nach ärztlichem Brauch durch den Vertrag gebunden und durch den Eid verpflichtet sind, sonst aber niemandem.

Meine Verordnungen werde ich treffen zu Nutz und Frommen der Kranken, nach bestem Vermögen und Urteil; ich werde sie bewahren vor Schaden und willkürlichem Unrecht.

Ich werde niemandem, auch nicht auf seine Bitte hin, ein tödliches Gift verabreichen oder auch nur dazu raten. Auch werde ich nie einer Frau ein Abtreibungsmittel geben. Heilig und rein werde ich mein Leben und meine Kunst bewahren. Auch werde ich den Blasenstein nicht operieren, sondern es denen überlassen, deren Gewerbe dies ist.

Welche Häuser ich betreten werde, ich will zu Nutz und Frommen der Kranken eintreten, mich enthalten jedes willkürlichen Unrechtes und jeder anderen Schädigung, auch aller Werke der Wollust an den Leibern von Frauen und Männern, Freien und Sklaven.

Was ich bei der Behandlung sehe oder höre oder auch außerhalb der Behandlung im Leben der Menschen, werde ich, soweit man es nicht ausplaudern darf, verschweigen und solches als ein Geheimnis betrachten.

Wenn ich nun diesen Eid erfülle und nicht verletze, möge mir im Leben und in der Kunst Erfolg zuteil werden und Ruhm bei allen Menschen bis in alle ewigen Zeiten; wenn ich ihn übertrete und meineidig werde, das Gegenteil.“[5]

 

Transplantationsmedizin

Die Transplantationsmedizin gilt als ein Gipfelpunkt der Erhaltung und Verlängerung des Lebens. Aber – hier steht „Leben gegen Leben“, „Tod gegen Tod“, „Leben gegen Tod“, - vertrackt gegenüber dem Eid. Wie soll sich ein Arzt verhalten? In diversen Analysen werden von Kritikern der Transplantationsmedizin Todesdefinitionen und Eingriffe in Sterbeprozesse erörtert.

 

Heutige Transplantationsmediziner „begrüßen“ jede Organspende. 12.000 Menschen sollen in der BRD auf ein „neues“ Organ warten. „Leben schenken durch die Organspende“. So lautet die Werbung. Oder auch aus einem Prospekt des Transplantationszentrums in Heidelberg: „Ich hab’ mein Herz in Heidelberg verloren.“ (!!) Verschwiegen wird dabei, oder vielleicht beim Empfänger stillschweigend vorausgesetzt, dass mit der Organspende auch der Tod gegenwärtig ist. Ausgenommen ist hier die so genannte Lebendspende, obwohl auch die nicht komplikationsfrei ist.

 

Es klingt alles so leicht und einfach: Nach meinem Tod tue ich mit meiner Organspende noch etwas Gutes, und – vielleicht im Gegenzug, erhalte ich zu meinen Lebzeiten ja selbst ein „neues“ Organ zur Verlängerung meines Lebens. Aber – der gesamte Komplex rund um und in der Transplantationsmedizin ist zumindest für etliche der Beteiligten psychisch extrem belastend.

 

Nun, schauen wir uns den Komplex an, beschreiben wir das Geschehen und stellen unsere Fragen dazu aus der Theosophie.

 

Organisation der Organtransplantation

Wo anfangen? Beim potentiellen Organempfänger, der in all seinen Nöten wartet? Beim Organspender, der nach Durchlauf aller vorgeschriebenen Regularien zur Explantation freigegeben wird? Spender und Empfänger sind die zentralen Personen. Aber, ohne Spender kann es keinen Empfänger geben, weshalb später die Situation des Spenders besonders betrachtet wird.
Forts. folgt

[5] Pschyrembel 257, Klinisches Wörterbuch



Autor: Dr. Ruth C. Fischer