„Tröste dich ..., wenn es dir häufig so scheint, als gäbe es in dir keine solchen Quellen der Liebe und wiederbelebenden Kraft. Sie sind da. Sie treten nicht in Erscheinung, weil du bisher noch nicht gelernt hast, sie nach außen treten zu lassen. Beginne, indem du in jeder Situation die Künste der Anteilnahme, des Dienens und des guten Willens übst, und du wirst sie in dir ebenso wie in deiner Umgebung zum Leben erwecken …
In diesem Ausdruck von Liebe als Geben haben wir eine weitere Deutung dessen, was Jesus sagte: 'Wer gibt, dem wird gegeben.' Denn in dem Maße, in dem der Mensch die Fähigkeit besitzt, etwas von sich herzugeben, wächst und entwickelt sich die Liebe in ihm. Mehr noch, indem er ohne Einschränkung von allem gibt, was er hat, gewinnt er selbst größere, spirituelle Gaben. Indem er versucht, auf seine geringe Weise den Willen von ALLEM auszudrücken, wird er schließlich eines mit dem ALLES, dem er gibt.

Niemand kann sagen, er könne nicht geben, da er nichts zu geben habe. Viele Menschen reden sich das ein aus Motiven, die sie selten erkennen … Sie finden Entschuldigungen dafür, dass sie nicht geben. 'Ich bin zu sehr vom Schicksal eingeschränkt; meine Füße sind gebunden und meine Hände gefesselt; ich hatte keine Möglichkeit, anderen zu dienen. Es gibt niemanden, der meine Zuneigung braucht. Das Leben hat meine Begeisterung und Ideale abgetötet. Schmerzen hindern mich am Dienen; Armut hält mich von meinen Mitmenschen fern. Ich habe keine Zeit, da ich zu sehr versklavt bin durch den bitteren Rhythmus der täglichen Arbeit. Ich habe nichts übrig, ich bin zu alt; ich bin zu jung; Dienen ist langweilig und unbefriedigend. Ich bin zu tief verzweifelt. Ich bin zu müde.' Die Menschen erfinden unzählige Begründungen …

Wer ist so arm und verlassen, dass er nicht jemanden finden kann, dem es noch schlechter geht? Darum verlasse den dunklen Raum der Beschäftigung mit deiner eigenen Person für eine Weile und sieh dich nach jemanden um, der Sympathie und Ermutigung braucht oder nur die Gegenwart eines anderen Menschen, der ihm zuhören, ihn trösten und ihm Hoffnung geben kann. Hilf jedem, mit dem du in Kontakt kommst. Ich wiederhole: 'mit dem du in Kontakt kommst'. Es ist nicht nötig, wie es viele Leute tun, die sich für tugendhaft halten, umherzueilen und sich den anderen sozusagen aufzudrängen. Diese Art von Eindringen wird nicht von wahrer Liebe veranlasst, sondern meist von Eitelkeit, einem Bedürfnis, sich wichtig zu machen, oder von Schuldgefühlen. Wenn du jedoch innerlich eine Einstellung der Bereitschaft gewinnst, werden diejenigen, die Hilfe brauchen, die Vibrationen deines Herzens spüren und aus eigenem Antrieb zu dir kommen. Versuche still und mit Intelligenz und Verständnis deiner Umgebung bewusst zu machen, dass du zur Verfügung stehst, dass du bereit bist, sie dort zu treffen, wo sie stehen, und ihnen zuzuhören. Vielleicht bist du nicht in der Lage, materielle Hilfe oder auch nur Ratschläge zu geben, doch nachdenken und vor allem jene Haltung, die die meisten Menschen als Gebet ansehen, rufen Kräfte herbei, die jenseits deiner eigenen liegen, und diese können durch dich hindurchfließen, wenn du dich ihrem Einfluss offen hältst. Selbst wenn du an deine Arbeit, dein Zimmer oder dein Bett gefesselt bist, solltest du diesen Kanal benutzen, der jedem zur Verfügung steht. Arbeite mit mentaler Materie, wenn du nicht in der Lage bist, Materie auf dichteren Ebenen zu benutzen

Alle menschlichen Wesen haben etwas zu geben, eine konstruktive und kreative Rolle im Leben zu spielen, so unbedeutend diese in ihren eigenen Augen oder in denen anderer auch sein mag. Der Mann, der nur ein kleines Talent besaß, hätte die Zustimmung seines Herrn gewonnen, wenn er dieses benutzt hätte und damit alle seine Möglichkeiten entwickelt hätte Auch wenn du sonst nichts hast, besitzt du doch die Früchte deiner eigenen Erfahrung; lass deine Sorgen und Verluste sich in Weisheit verwandeln.

Kümmere dich nicht um die Art und Weise, wie deine Bemühungen aufgenommen werden. Das ist nicht deine Sache. Wahre Liebe ist nicht davon abhängig, ob sie erwidert wird. Sie ergießt sich unablässig über alle und alles in ihrem Wirkungskreis und findet innere Erfüllung in diesem Akt des Selbstausdruckes. Denn Liebe ist ihre eigenen Freude.“

„ ... Liebe ist ihrem Wesen nach einigend … Diese Bemühung, die Liebe zur Grundlage des Leben zu machen, ist heutzutage von besondere Dringlichkeit. Der Mensch bringt sich selbst in wirkliche Gefahr, durch seine im Wesentlichen 'lieblosen' Beziehungen nicht nur zu seinen Mitmenschen, sondern auch zu den umfassenderen Bereichen der Natur. Ihm obliegt die Verantwortung, die Welt der Natur zu schützen, ihr zu dienen, sie zu hüten und zu bewahren, er aber betrachtet sie eher als seinen Sklaven denn als ein geliebtes Kind. Er vergisst, dass jedes lebende Wesen eine Ausdehnung seiner selbst ist in der geeinten Struktur einer einzigen Welt, so dass es keinen Teil der Natur gibt, der nicht auch Teil seiner eigenen gesamten Ökonomie ist. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf das Tierreich, mit dem der Mensch so eng verwandt ist, denn sein physischer Leib gehört diesem Reich an. Solange der Mensch nicht erkennt, dass er nicht nur die Tiere, sondern auch die Erde aus bloßer Gier schädigt und zerstört, setzt er den Prozess der Schädigung seiner selbst fort.

Ich sage dir dies, um dir vor Augen zu führen, wie eng alle Wesen mit allen anderen verbunden sind. Das göttliche Leben belebt alle und macht alle in ihrem Innersten heilig.“

Aus: H. K. Challoner "Der Pfad der Heilung", Hirthammer Verlag, München, 1985, 
S. 121-123 und S. 125/126

Autor: H. K. Challoner