Sei gerecht gegen dich selbst
 
W. Q. Judge
 
Wir dürfen unsere Intuition nicht einem anderen zuliebe aufgeben, während wir unser eigenes Urteil immer wieder anzweifeln. Ohne innere Überzeugung sollte man nicht handeln. Wir dürfen dabei nicht übersehen, daß es äußerst schwierig ist, die Stimme der Intuition vom Geschwätz der Einbildung, der Wünsche und des Stolzes zu unterscheiden. Wenn wir gegen uns selbst gerecht sind, wird es uns nicht schwer fallen, das Gleichgewicht zu halten. Wie können wir anderen gegenüber gerecht sein, wenn wir es uns gegenüber nicht sind? Dem Gesetz entsprechend leidet man ebenso sehr an der Ungerechtigkeit gegen sich wie gegen andere. Es tut nichts zur Sache, in wessen Interesse man sich den Strömungen des Universums widersetzt. Das Gesetz weiß nur, daß man versucht hat, es durch eine Ungerechtigkeit abzulenken. Es nimmt weder Rücksicht auf Personen, noch auf Unkenntnis des Gesetzes. Es ist eine unparteiische und unpersönliche Kraft, die man nur verstehen kann mit Hilfe der höheren Geduld, die zugleich alles wagt und alles erträgt.
„Bedaure nie etwas!" Bedauern ist ein Gedanke und daher eine Energie. Wenn wir ihren Strom auf die Vergangenheit lenken, ergießt er sich über die Samen jener Vergangenheit und belebt sie. Dadurch keimen und wachsen diese auf dem Grunde des Gemütes und — von dort bis zur Tat ist es nur ein Schritt. Ein Kind sagte mir einmal, als ich das Wort ,Geister' gebrauchte: „Pst! Denke nicht daran! Woran wir denken, das geschieht immer." Es gibt keine unparteiischeren Beobachter als Kinder, wenn sie sich selbst vergessen.
Aus „Briefe, die mir geholfen haben" VIII
 


Autor: W. Q. Judge