Jede Bewusstseinsveränderung ruft eine Schwingung in der Materie hervor, aus der sich das Bewusstsein seinen Körper gestaltet hat. Jede Materieschwingung des Körpers wird von einer Veränderung des verkörperten Bewusstseins begleitet. In dieser Wechselbeziehung können beide Pole das auslösende oder das reagierende Moment sein.

Sind zwei oder mehr Menschen zusammen, von denen eine Person weiter entwickelt ist als die andere, setzt diese durch ihr Denken, Fühlen und Handeln in ihrem Mental-, Astral- und physischen Körper eine Reihe von Schwingungen in Gang, die den Veränderungen in ihrem Bewusstsein entsprechen. Diese Schwingungen rufen ähnliche Schwingungen in der Mental-, Astral- und physischen Materie hervor, die zwischen ihr und den weniger Fortgeschrittenen liegt. Diese wiederum erzeugen in den benachbarten Körpern ähnlichen Schwingungen, was eine Bewusstseinsänderung mit sich bringt. Die weniger fortgeschrittenen Personen denken, fühlen und handeln auf einer höheren Ebene, als dies vorher möglich gewesen wäre. Sie begreifen besser, fühlen inniger und handeln edler.

Fällt die Anregung weg, sinken sie allmählich auf ihre gewohnte Ebene zurück, aber die Erinnerung bleibt. Sie erinnern sich, „gewusst“ zu haben. Hinzu kommt, dass es ihnen ein zweites Mal leichter fällt zu reagieren, bis sie schließlich selbst eine höhere Stufe erreicht haben. In der Gesellschaft von Menschen, die fortgeschrittener als man selbst sind, „in ihrer Atmosphäre“ zu leben, ist sehr wertvoll. Es bedarf kaum der Worte. Der subtile Körper wird unmerklich auf eine höhere Note eingestimmt und nur, wenn der Umgang abbricht, wird sich der Jüngere vielleicht des Wandels bewusst, der durch den Kontakt mit dem Älteren bewirkt wurde.

Ähnliche Ergebnisse mögen sich einstellen, wenn man die Schriften jener liest, die weiter als man selbst entwickelt sind. Es mögen sich eine Reihe von vergleichbaren Veränderungen bemerkbar machen, wenn auch nicht so kraftvoll, wie es der unmittelbare Kontakt bewirkt. Intensives, ehrfurchtsvolles Studium der Schriften mag die Aufmerksamkeit des Verfassers anziehen, gleichgültig ober er in oder außerhalb des Körpers weilt, ihn in die Nähe des Schülers bringen und ihn ebenso stark mit seiner Atmosphäre umgeben, als wäre er physisch zugegen. Der Wert, gute Literatur zu lesen, besteht darin, dass wir uns vorübergehend auf ihre Ebene einschwingen. Beharrlichkeit wird uns auf dieser höheren Ebene etablieren. Vor der Meditation einige Zeilen zu lesen, wirkt erhebend und bietet einen guten Einstieg in die Meditation. „Heilige Orte“, deren Atmosphäre buchstäblich höher schwingt, sind ebenfalls bestens geeignet. Aus diesem Grunde sollte man möglichst einen Platz wählen, der allein für die Meditation bestimmt ist. Die Atmosphäre eines solchen Bereiches wird bald reiner und subtiler werden und sich von der seines Umfeldes abheben. Es nutzt dem theosophischen Schüler wenig, diese Gesetze zu kennen, wenn er sie nicht zum Wohl von sich selbst und andere anwendet.[1]



[1] Annie Besant, Unsichtbare Sphären, Aquamarin Verlag, Grafing 2014, S. 228/229



Autor: Annie Besant