Über Weisheit im Handeln

Es besteht überhaupt kein Grund, sich zu sorgen. Das gute Gesetz kümmert sich um alles. Wir haben nur unsere Pflicht zu erfüllen, so wie sie jeden Tag auf uns zukommt. Nichts kann erreicht werden, wenn wir uns über alles mögliche aufregen und darüber nachgrü­beln, warum die Menschen nicht so sind, wie wir sie gerne hätten. Erstens kann man die Menschen nicht ändern, und zweitens legen wir uns selbst durch jene Art von Sorge verborgene Hindernisse in den Weg, so daß das Ersehnte erst recht nicht eintreffen kann. Besser ist es, ein gut Teil jener Eigenschaft in uns zu erwecken, die von der Welt Sorglosigkeit genannt wird, die aber in Wirklichkeit ein stilles Vertrauen auf das Gesetz ist, ein ruhiges Erfüllen unserer Pflicht, zufrieden damit, daß die Folgen unserer Taten, worin sie auch immer bestehen mögen, richtig sein müssen. Hierüber denke nach. Versuche den Gedanken zu einem Teil Deiner selbst zu machen, daß Sorge nutzlos ist, daß alles gut werden wird, was auch immer kommen mag, und daß Du entschlossen bist, das zu tun, was Du gerade vor Dir siehst. Alles andere aber überlasse Karma.
 

* * *

[...] Wahrlich, Geduld ist das beste und wichtigste, denn sie schließt vieles in sich ein. Nur dann hast Du Geduld, wenn Du ruhig auf alles gefaßt bist. Da aber Ruhe das einzige ist, dessen wir bedürfen, um dem Geiste zu lauschen, so ist klar, wie wichtig Geduld ist. Sie hindert uns daran, irgendetwas mit Gewalt zu beschleunigen, denn in der überstürzten Eile können wir einen guten Plan zerbrechen wie ein Ei und können Karma für eine Weile zurückdrängen und gewisse se­gensreiche Ströme zurückstauen. So gehe Du nur geradeaus und versuche alle Tage und selbst in den kleinsten Dingen, Geduld zu üben. Du wirst dann sehr bald sehen, daß Du geduldiger wirst, daß Du mehr Kraft bekommst, mehr Einfluß auf und für andere und größere Einsicht und Hilfe von der inneren Seiten der Dinge.

* * *

Denke an diese Punkte:
 
  1. Wir sollten keine Kritik üben. Das bringt nichts Gutes. Zusam­menarbeit ist besser als Kritik. Eines anderen Pflicht ist für uns gefährlich. Vor unbrüderlicher Kritik, die sich heimtückisch ein­schleichen kann, muß gewarnt werden, sie sollte vermieden und verhindert werden. Durch gutes Vorbild kannst Du viel erreichen, aber auch durch ein passendes Wort zur rechten Zeit.

  2. Ruhe aber ist etwas, das wir erwerben und bewahren sollten. Wir dürfen in unserem Innern keinen Ärger dulden. Ärger ist ein töd­licher Feind. Unterdrücke ihn bei jeder geringsten Gelegenheit, dann werden größere Dir nicht gefährlich werden.

  3. Solidarität!

  4. Lasse auch andere gelten!

* * *

Es ist nicht weise, unsere Fehler und Irrtümer immer zu analysieren. Bedauern ist Kraftverschwendung. Wenn wir streben, all unsere Kraft in den Dienst der Sache zu stellen, werden wir uns über Fehler und Irrtümer erheben. Es mag sein, daß uns diese Fehler passieren müssen, sie werden aber ihre Macht, uns herabzuziehen, verlieren. Natürlich sollen wir nicht unsere Augen vor ihnen verschließen, sondern sie bekämpfen. Durch unsere Ergebenheit und Selbstlosigkeit wird die Kraft für einen solchen Kampf in uns wachsen, was aber nicht bedeuten soll, daß die Wachsamkeit über unsere Gedanken und Handlungen jemals nachlassen darf.

* * *

Wenn Du auf die Wahrheit vertraust, daß dein inneres Selbst ein Teil des großen Geistes ist, wirst Du alles, was dich stört, besiegen; sorgst Du dabei in angemessener Weise für Deine körperliche Gesundheit, wird Deine Kraft in jeder Weise wachsen. Erblicke nicht in allem einen Fehler, sondern betrachte jeden sichtbaren Mißerfolg, der trotz redlichen Bemühens eintritt, als einen Gewinn, denn nicht im Er­gebnis, sondern in der Anstrengung und im Motiv liegt die wirkliche Prüfung. Überdenke dies anhand der „Bhagavad Gita", dadurch wirst Du Stärke erlangen.
 
Aus W. Q. Judge, „Briefe, die mir geholfen haben"
Zu beziehen über Georg Schwarm, Am Goldhammer 9, 90941 Nürnberg
 


Autor: W. Q. Judge