Unsere Kinder – durch Zeitalter gereist Katherine TingleyDie Eltern, deren Seelen und Verstand in Halbwahrheiten und Begrenzungen gefangen sind, und die das Seelenleben der Kinder ignorieren und sie von höheren Dingen ausschließen, indem sie ihnen nur Äußerliches und Objektives mitgeben, verlieren ihre Kinder schon in diesem Leben; denn unsere Kinder sind Seelen; schon bevor sie zu uns kamen, existierten sie. Sie sind durch Zeitalter hindurch gereist, beladen mit Schwierigkeiten und Schwächen, … Tendenzen und charakteristischen Merkmalen, die sie unter dem Einfl uss anderer Bedingungen und früherer Elternhäuser entwickelt haben können.  Sie kommen zu uns, vom göttlichen Gesetz gesandt, um in unserer Natur etwas Höheres zu erwecken, das wir ohne sie auch in vielen Jahren nicht zum Ausdruck hätten bringen können – um gewissermaßen unsere Lehrer zu werden, um uns Lektionen aus dem Reichtum ihrer alten Erfahrungen zu erteilen, und um im Gegenzug dazu von uns gelehrt zu bekommen, was wir sie lehren können.Es ist unsere Pflicht, ihr Leben unter einem größeren Blickwinkel zu betrachten, außerhalb der Begrenzungen des Zeitalters und unserer gegenwärtigen Lebenszeit … Unsere Kinder wurden geboren, um etwas zu suchen und zu erhalten, das sie nirgendwo außer bei uns finden können, und wahre Liebe würde danach streben, Angst und Befangenheit aus ihrem Denken zu verbannen. Der Fluch der heutigen Menschheit ist der enge Blickwinkel.  Wenn wir in unseren Kindern mehr als etwas Sterbliches sehen – mehr als … aus dem Nichts erschaffene Dinge – dann müssen wir ihre Vorgeschichte besser kennen.Sie kommen in die menschliche Existenz, treten aus der göttlichen Quelle des Lichts und des Lebens hervor. Sie haben in der Vergangenheit viele Schulen der Erfahrung durchlebt und werden das auch in Zukunft tun. In ihnen sind unendliche Möglichkeiten latent vorhanden: In früheren Leben errungene Weisheit, die sich jederzeit manifestieren kann, und die ein wahres Erziehungssystem erwecken könnte.   Wenn daher so seltene und interessante Eigenschaften auftreten, und ein Kind ohne spezielle Voraussetzungen großes Talent für Musik, Poesie, Malerei oder ein anderes Gebiet zeigt, wird der wahre Lehrer nicht sagen: „Ich lehrte ihn das“, noch ein weiser Elternteil: „Er hat das von mir.“Sie werden verstehen, dass es aus der Schatzkammer der eigenen Seele des Kindes kam, die mit all den hinter ihr liegenden früheren Leben eine reiche Fundgrube sein kann. Sie werden auch verstehen, dass das Kind weder bevorzugt ist noch mit einer reicheren Begabung erschaffen wurde als die anderen, sondern dass es ganz einfach in der Vergangenheit diese Kräfte oder Talente unter Schmerzen entwickelt hat, die es jetzt entfaltet.1 1 Katherine Tingley: Die Götter warten, (deutsche Übersetzung), Theosophischer Verlag Eberdingen 1995, S. 106f.  

Autor: Katherine Tingley