Forts.
 
Lebensrückschau erläutert von Blavatsky

Wem solches schwer nachvollziehbar ist, mag die Berichte einzelner Nahtod-Patienten betrachten, die zwar unterschiedlich, im Kern aber unabhängig von Religion und sozialem Umfeld übereinstimmen: Verlassen  des irdischen Körpers, Lebensrückblick, evtl. Wertung u. a. Die ungewöhnliche Klarsicht und Horizonterweiterung, die sich hier vollzieht und während des irdischen Lebens nie erreicht wurde, ist höchst erstaunlich, aber nicht verwunderlich, wenn wir Blavatskys Ausführungen über den Sterbeprozess hinzuziehen:

„Im feierlichen Augenblick des Todes, selbst wenn dieser ein ganz plötzlicher ist, … sieht jeder Mensch  sein ganzes vergangenes Leben in allen Einzelheiten vor sich. Für einen kurzen Augenblick wird das persönliche mit dem individuellen und allwissenden Ego eins. – Aber dieser Augenblick ist ausreichend, um ihm die Kette von Ursachen zu zeigen, die während seines Lebens wirksam waren. Er sieht und versteht sich nun, wie er ist, unbeschönigt von Schmeichelei und Selbsttäuschung. Er liest sein Leben einem Zuschauer gleich, der noch einmal auf die Arena herabblickt, die er soeben verlässt. Er fühlt und begreift die Gerechtigkeit aller Leiden, die ihm widerfahren sind…Sehr gute und heilige Menschen sehen sogar mehrere vorherige Leben, die die Ursachen sind, die sie zu dem gemacht haben, was sie im eben beendeten Leben waren.“[6]

Der Wunsch vieler Sterbender und seine Wirkungen

Erhard Bäzner beschreibt aus hellseherischer Schau das seelische Erleben in diesen Augenblicken.

Der Mensch „kann nunmehr auf Grund seiner Erkenntnis das Ergebnis aus seinen Handlungen ziehen. Es wird ihm in diesen Augenblicken klar, wo er gefehlt, oder was er versäumt hat, und wie er seine Fähigkeiten hätte anwenden können und sollen.

Dann ist es meist sein einziger Wusch, und Gedanke, mit dem nunmehr erlangten Wissen noch einmal das Leben zu beginnen, um die verkehrten Handlungen gutzumachen oder das Versäumte nachzuholen.

Dieses Gefühl wirkt … besonders auf den Kausalkörper ein, so dass aus dem Kausalbewusstsein heraus bei einer neuen Verkörperung auf Erden, mit Hilfe der Lenker   Karmas die notwendigen Vorbedingungen geschaffen werden, den im Augenblick des Sterbens gehegten Wunsch und Gedanken zu verwirklichen. Die letzten Augenblicke sind darum bedeutungsvoll für das nächste Erdenleben.“ [7]

Aus der Erlebisperspektive:

wie wird das Verschmelzen mit den höheren Ich empfunden?

Das irdische Ich wird durchstrahlt von dem höheren Ich,

HPB (s. o.) spricht von Einswerdung. Der Mensch befindet sich im Lichte der Weisheit und Liebe seiner höheren Natur, eines „subtilen Ichs“, das als „rein geistig und unzerstörbar“ empfunden wird. Einzelne Aussagen von Nahtod-Patienten finden hier ihre Erklärung:

„Mein neues Ich war nicht mehr das vertraute Ich, sondern gleichsam ein Sublimat davon, wenn es mir auch irgendwie bekannt vorkam, wie etwas, das ich schon immer tief begraben gewusst hatte, unter einem Überbau von Ängsten, Wünschen und Begierden.

Dieses Ich hatte nichts mit unserem diesseitigen Ego zu tun. Es war reiner Geist, endgültig, unveränderlich, unzerstörbar.

Wenngleich einmalig, individuell geprägt wie ein Fingerabdruck, war es gleichzeitig Teil eines unendlichen, wohlgeordneten Ganzen. Ich war schon einmal dort gewesen.“[8]

„Es war als fiele … Licht durch ein Prisma auf einem herrlichen reinen Diamanten auf mich, andererseits hatte ich gleichzeitig das Gefühl, mich in seinem Zentrum zu befinden.“

„Es war mit nichts vergleichbar, das ich je erlebt hatte, und war mir trotzdem so vertraut, als hätte ich schon immer davon gewusst … Jetzt noch … bin ich von Ehrfurcht erfüllt.“[9]

Das irdische Leben aus der Sicht des höheren Selbst

Es überrascht nicht, dass eine Bewertung des irdischen Lebens aus dieser Sicht anders ausfällt als die bisherige Selbsteinschätzung.

Eine junge Frau, J. T., 25 Jahre alt, überschaute ihr ganzes Leben,

„seine Essenz und Summe“.

 „Mein größeres SELBST, mein wahres Selbst richtete über mein kleines Selbst..., über die Gewohnheiten und Muster oder Neigungen von J. T. innerhalb der Bedingungen des  20. Jahrhunderts.“ Obwohl ihr Leben ziemlich normal verlaufen war, war sie beschämt und erschrocken:

„Alles, was ich liebte, galt nur der Befriedigung meines kleinen Selbst … alles, was mir zur Verfügung stand, habe ich für mein kleines persönliches Ego-Ich benutzt, nicht für das größere, die Menschheit.

??Ihr Selbst teilte ihr mit, es sei meine Lebensaufgabe, die Liebe, von, der Jesus, Buddha, Ramana Maharshi und andere gesprochen hatten, in meinem Leben zu verwirklichen.“[10]

Das mag überraschen, ist aber verständlich im Licht der siebenfältigen Konstitution des Menschen. [11]

Forts. folgt

[6] Ebd. 210 f.

[7] Erhard Bäzner, Das Rätsel des Lebens und das Geheimnis des Todes, Grafing 2005, S. 37.

[8] Joh. Christof Hampe, Sterben ist doch ganz anders, Stuttgart-Berlin, 1975, S. 92

[9] Kenneth Ring, Den Tod erfahren – das Leben gewinnen, München 1988, S. 59

[10] Ebd. S. XXXXX 

[11] Jeder Mensch wurzelt in seiner Essenz in der größeren, allumfassenden Einheit (Atma-Buddhi), die er im Grunde seines Wesens ist.



Autor: Charlotte Wegner