Forts.
 
Worauf kommt es an?

Ganz anders, aber in dieselbe Richtung ging das Nahtod- Erlebnis des Gefreiten Ritchie - damals erst 20 Jahre alt -, der von dem Lichtwesen, das ihm mit bedingungsloser Liebe begegnete, über die Grenzen seines kleinen persönlichen Ichs hinaus verwiesen wurde.

„Was hast du aus deinem Leben gemacht?“, eine Frage, die nach Meinung Ritchies nicht auf Tatsachen aus war, sondern auf innere Werte. Ritchie schaute nach etwas Bleibendem aus, aber alles, was er sah, war „nur ein endloses, kurzsichtiges, lärmendes Kümmern um sich selbst. Seine Selbstliebe spiegelte sich in dem wider, was er als den stolzesten Augenblick in seinem Leben anführte: ‚Ich bekam eine Pfadfinderauszeichnung als ‚Eagle Scout’! Worauf die Stimme neben ihm nur lakonisch feststellte: ‚Das ehrte dich’.“[12]

Alle Dinge, die Ritchie vollbracht hatte, schienen ihm in diesem Licht belanglos. – Aber worauf kommt es an?

In der Vielzahl von Interviews, die Moody mit  Nahtod-Patienten führte, schälten sich zwei Dinge als wesentlich heraus.

 „Ich begriff: hier ging es um eine Art von Liebe, die nichts zu tun hatte mit dem Herabstufen von Menschen,… um die Frage, ob ich Menschen lieben könne, auch wenn ich sie sehr genau kannte und ihre Fehler sehr wohl sah“.

Liebe und Weisheit

„Es ist damit etwas gemeint“, so erläutert Moody, das man als eine überströmende, spontane und unbedingte Liebe kennzeichnen kann, die man anderen schenkt, ungeachtet ihrer Mängel und Schwächen.“

Das andere, worauf es ankommt, ist Erkenntnis:

„es ging um ein Wissen von grundlegenden Dingen, um Gründe und Ursachen, um die allgemeinen Prinzipien, auf denen alles basiert …[um Wissen] von dem, ‚was die Welt im Innersten zusammenhält’… [es handelte] sich um eine Art von tieferem Wissen, ein Wissen mit der Seele gewissermaßen … um Weisheit möchte ich sagen[13].“

Es ist nicht schwer, hierin die wesentlichen Aspekte  des Höheren Selbstes, LIEBE und WEISHEIT zu erkennen, die universell sind und denen Ausdruck zu verleihen  letztendlich für den Menschen Ziel seines Daseins ist, denn darin gründet seine eigentliche Natur.

Erhellend mag an dieser Stelle Blavatskys Erklärung sein:

„Unser spirituelles „Ich“ ist unsterblich, sagt sie im Schlüssel, aber es kann von …[dem] gegenwärtigen Selbst nur das mit sich in die Ewigkeit nehmen, was der Unsterblichkeit würdig geworden ist,“ d.h. seiner Natur entspricht, also eine Ausstrahlung aus seinem höheren Wesensteil ist.[14]

Sie nennt diese Essenz den „Duft der vergänglichen Blume des Lebens und gebraucht für das „spirituelle Ego“ das Bild der Honig sammelnden Biene, die den „Nektar der spirituellen Qualitäten und des Höheren Bewusstseins“ „sammelt und zu einem Ganzen vereint, um schließlich aus ihrer Hülle am Ende der Zyklen menschlichen Daseins als strahlender Dhyan Chohan emporzutauchen“. [15]

Es sind die „Schätze, die die Motten nicht fressen“, wie die Bibel[16] sagt. Sie werden im Kausalkörper integriert, dem Gewand des spirituellen Egos, das sich auf diese Weise entfaltet und sein inneres Potential allmählich zum Ausdruck bringt.

Forts. folgt

[12]  „Die Lichterscheinung wollte wissen, nicht zu welchen Leistungen, sondern zu welcher Liebe er es in seinem Leben gebracht hatte. Hatte er andere Menschen so bedingungslos geliebt, wie er von dieser Gegenwart geliebt wurde. Seine spontane Antwort: er hätte gar nicht gewusst, dass diese Art von Liebe so wesentlich und bedeutend sei für das Leben. Diese Einsicht war für ihn so, als ob man zum Abschlussexamen kommt und entdecken muss, dass man in einem Fach geprüft wird, das man niemals studiert hat.“

Rückkehr von Morgen, Marburg 1989, S. 42.

[13] Dr. Raymond A. Moody, Reinbeck b. Hamburg 1978, S. 120 – 122.

[14] Blavatsky, a. a. O. S. 216; vgl. auch Geheimlehre, Bd. III. S. 514.

[15] Blavatsky,  a. a. O.  S. 217 f.

[516] Vgl. Math. 19. Kap. 6, Vers 19.



Autor: Charlotte Wegner