Wachstum durch Wiedergeburt

Charlotte Wegner1

Die theosophische Perspektive der Reinkarnation

Viele Menschen im Westen betrachten Wiedergeburt (Reinkarnation) als ein sich „ewig drehendes Rad“, an das der Mensch schier endlos gekettet ist – eine unangenehme Vorstellung in der Tat, die man lieber beiseite lässt. Ganz anders lautet die Perspektive der Reinkarntion, die H. P. Blavatsky in ihrem Schlüssel zur Theosophie aufzeigt. Dort bezeichnet sie Reinkarnation als eine Lehre, die an
 
„Logik, Folgerichtigkeit, philosophischer Tiefgründigkeit, göttlicher Barmherzigkeit und Gerechtigkeit nicht ihresgleichen hat. Sie ist der Glaube an einen immerwährenden Fortschritt für jedes inkarnierende Ego oder jede göttliche Seele in einer Evolution, die
von außen nach innen, vom Materiellen zum Spirituellen führt und am Ende jeder Stufe absolute Einheit mit dem göttlichen Prinzip erreicht.
Sie führt von Stärke zu Stärke, von der Schönheit und Vollkommenheit einer Ebene zur größeren Schönheit und Vollkommenheit der nächsten.“2

Ein weiter Horizont wird hier sowohl dem Denker als auch dem sog. Lebenspraktiker eröffnet – im Grunde ein Muss für alle diejenigen, die nach einer Antwort auf die Grundfragen ihres Lebens suchen. Allerdings ist diese weite Perspektive nur voll zu verstehen im Lichte des theosophischen Menschenbildes, das den Blick freigibt auf die sieben Prinzipien des Menschen, wie sie im oben genannten Werk von verschiedenen Seiten beleuchtet werden. Weit über Darwins Evolutionslehre
hinausgehend, die den Menschen nur als physisch-materielles Wesen konditioniert, wird hier die Dimension einer seelisch-geistigen Evolution eröffnet, die ohne Grenzen ist.

Obwohl bereits vor 120 Jahren geschrieben, ist der hier geäußerte Gedanke einer spirituellen Evolution durch Reinkarnation – heutzutage nicht zuletzt infolge medizinischen Fortschritts immer zahlreicher auftretender und im Kern übereinstimmender Nahtod-Erfahrungen, die das Überleben des Todes bekunden – aktueller denn je. Karmische Verknüpfungen einzelner Erdenleben bergen eine Antwort auf die Schicksalsfrage und bieten zudem einen Schlüssel für viele psychische Probleme des heutigen Menschen.

Voraussetzungen zum Verstehen der Reinkarnation

Grundlegend für das Verständnis von Evolution durch Reinkarnation ist die Unterscheidung zwischen höherer und niederer Natur des Menschen.
Das, was reinkarniert, ist nicht der physisch sichtbare, sterbliche Mensch, die irdische Persönlichkeit (lat. persona – Maske), sondern, um in den Worten Blavatskys zu sprechen, das

„spirituelle, denkende Ego, das bleibende Prinzip im Menschen,

der Sitz von Manas“.


Dieses ist in seinem höheren Aspekt der Spiegel, das Gefäß („Gral“) der beiden höchsten und universellen Prinzipen, in denen der Mensch gründet:

göttlicher Wille und Weisheit/Liebe als dessen Ausstrahlung

(Atma-Buddhi).3


Das spirituelle Ego, auch Individualität genannt, überdauert demzufolge die einzelnen Erdenleben, es ist „bleibend“, abgesehen von der langsamen und allmählichen Entfaltung, die es im Zuge seiner Kette
von Inkarnationen erfährt.

Der eigentliche wahre Mensch wird also in seiner Essenz in keiner Weise von dem, was wir Tod und Geburt nennen, berührt. Was geboren wird und stirbt, sind die „Gewänder“, „Körper“ mit denen er
sich während der Erdenaufenthalte immer wieder bekleidet, „Werkzeuge“, die es ihm ermöglichen, mit den stoffl ichen Welten in Kontakt zu treten, Erfahrungen zu sammeln und im Laufe ihrer zunehmenden Ausbildung und Verfeinerung sein wahres Wesen zu manifestieren, seine inneren latenten Kräfte, sein Potenzial in ihnen zum Ausdruck zu bringen.4

„Verzeichnis des Wachstums“ – der Kausalköper

Aus theosophischer Sicht ist der Mensch also eine unsterbliche Individualität, die eine sterbliche Persönlichkeit (das irdische Ich) besitzt, gewissermaßen in die stoffl ichen Welten projiziert, aber in seinem wahren Wesen nicht darin beschlossen ist. Gegenüber der landläufigen Meinung, die den Menschen nur als irdische Persönlichkeit definiert, haben wir hier eine deutliche Schwerpunktverlagerung.

Dieser wahre unsterbliche Mensch, so wird uns von Wissenden gesagt, besitzt eine die stoffl ich-vergänglichen Hüllen überdauernde „Form“, die die Ursache (causa) für all seine zeitlichen Manifestationen (mental, emotional, vital und physisch) ist, daher auch Kausaloder Ursachenkörper genannt. In diesem werden die Erfahrungs- und Tätigkeitsessenzen jeder Verkörperung gespeichert.

Er ist „das Gefäß … für alles Dauerhafte, und zwar das, was edel und harmonisch ist und im Einklang steht mit dem geistigen Gesetz. Jeder große und erhabene Gedanke, jedes reine und erhebende Gefühl wird emporgetragen und seine Substanz in den Kausalkörper eingearbeitet“, der sich dadurch entfaltet, an Größe und Strahlkraft zunimmt.

Der Kausalkörper ist somit Ausdruck der Entfaltung des geistiggöttlichen Menschen, „ein Verzeichnis – das einzig wahre Verzeichnis – seines geistig-seelischen Wachstums und der Entwicklungsstufe, die der Mensch erreicht hat.“5

Lebensrückschau – erläutert von Blavatsky

Wem solches schwer nachvollziehbar ist, mag die Berichte einzelner Nahtod-Patienten betrachten, die zwar unterschiedlich sind, im Kern aber unabhängig von Religion und sozialem Umfeld übereinstimmen:
Verlassen des irdischen Körpers, Lebensrückblick, evtl. Wertung u. a. Die ungewöhnliche Klarsicht, ja Horizonterweiterung, die zuweilen erfahren wird, ist höchst erstaunlich, aber nicht verwunderlich, wenn wir Blavatskys Ausführungen über den Sterbeprozess hinzuziehen:

„Im feierlichen Augenblick des Todes, selbst wenn dieser ein ganz plötzlicher ist, … sieht jeder Mensch sein ganzes vergangenes Leben in allen Einzelheiten vor sich. Für einen kurzen Augenblick wird das persönliche mit dem individuellen und allwissenden Ego eins. – Aber dieser Augenblick ist ausreichend, um ihm die Kette von Ursachen zu
zeigen, die während seines Lebens wirksam waren. Er sieht und versteht sich nun, wie er ist, unbeschönigt von Schmeichelei und Selbsttäuschung. Er liest sein Leben einem Zuschauer gleich, der noch einmal auf die Arena herabblickt, die er soeben verlässt. Er fühlt und begreift die Gerechtigkeit aller Leiden, die ihm widerfahren sind … Sehr gute und heilige Menschen sehen sogar mehrere vorherige Leben, die die Ursachen sind, die sie zu dem gemacht haben, was sie im eben beendeten Leben waren.“6

Der Wunsch vieler Sterbender und seine Wirkungen

Erhard Bäzner beschreibt aus hellseherischer Schau das seelische Erleben in diesen Augenblicken:

Der Mensch „kann nunmehr auf Grund seiner Erkenntnis das Ergebnis aus seinen Handlungen ziehen. Es wird ihm in diesen Augenblicken klar, wo er gefehlt oder was er versäumt hat, und wie er seine Fähigkeiten hätte anwenden können und sollen.

Dann ist es meist sein einziger Wunsch und Gedanke, mit dem nunmehr erlangten Wissen noch einmal das Leben zu beginnen, um die verkehrten Handlungen gutzumachen oder das Versäumte nachzuholen.
Dieses Gefühl wirkt … besonders auf den Kausalkörper ein, so dass aus dem Kausalbewusstsein heraus bei einer neuen Verkörperung auf Erden, mit Hilfe der Lenker Karmas die notwendigen Vorbedingungen geschaffen werden, den im Augenblick des Sterbens gehegten Wunsch und Gedanken zu verwirklichen. Die letzten Augenblicke sind darum bedeutungsvoll für das nächste Erdenleben.“7

Aus der Erlebnisperspektive:

Wie wird das Verschmelzen mit dem höheren Ich empfunden?

Das irdische Ich wird durchstrahlt von dem höheren Ich, Blavatsky (s. o.) spricht von Einswerdung. Der Mensch befi ndet sich im Lichte der Weisheit und Liebe seiner höheren Natur, eines „subtilen Ichs“, das als „rein geistig und unzerstörbar“ empfunden wird. Einzelne Aussagen von Nahtod-Patienten finden hier ihre Erklärung:

„Mein neues Ich war nicht mehr das vertraute Ich, sondern gleichsam ein Sublimat davon, wenn es mir auch irgendwie bekannt vorkam, wie etwas, das ich schon immer tief begraben gewusst hatte, unter einem Überbau von Ängsten, Wünschen und Begierden.

Dieses Ich hatte nichts mit unserem diesseitigen Ego zu tun. Es war reiner Geist, endgültig, unveränderlich, unzerstörbar.

Wenngleich einmalig, individuell geprägt wie ein Fingerabdruck, war es gleichzeitig Teil eines unendlichen, wohlgeordneten Ganzen. Ich war schon einmal dort gewesen.“8

„Es war als fi ele … Licht durch ein Prisma aus einem herrlichen reinen
Diamanten auf mich, andererseits hatte ich gleichzeitig das Gefühl,
mich in seinem Zentrum zu befinden.“

„Es war mit nichts vergleichbar, das ich je erlebt hatte, und war mir trotzdem so vertraut, als hätte ich schon immer davon gewusst … Jetzt noch … bin ich von Ehrfurcht erfüllt.“9

Das irdische Leben aus der Sicht des höheren Selbst

Es überrascht nicht, dass eine Bewertung des irdischen Lebens aus dieser Sicht anders ausfällt als die bisherige Selbsteinschätzung. Eine junge Frau, J. T., 25 Jahre alt, überschaute ihr ganzes Leben, „seine Essenz und Summe“.

„Mein größeres SELBST, mein wahres Selbst richtete über mein kleines Selbst …, über die Gewohnheiten und Muster oder Neigungen von J. T. innerhalb der Bedingungen des 20. Jahrhunderts.“ Obwohl ihr Leben ziemlich normal verlaufen war, war sie beschämt und erschrocken:

„Alles, was ich liebte, galt nur der Befriedigung meines kleinen Selbst … alles, was mir zur Verfügung stand, habe ich für mein kleines persönliches Ego-Ich benutzt, nicht für das größere, die Menschheit. Ihr Selbst teilte ihr mit, es sei „meine Lebensaufgabe, die Liebe, von der Jesus, Buddha, Ramana Maharshi und andere gesprochen hatten, in meinem Leben zu verwirklichen.“10

Das mag überraschen, ist aber verständlich im Licht der siebenfältigen Konstitution des Menschen.11

Worauf kommt es an?

Ganz anders, aber in dieselbe Richtung ging das Nahtod-Erlebnis des Gefreiten Ritchie – damals erst 20 Jahre alt –, der von dem Lichtwesen, das ihm mit bedingungsloser Liebe begegnete, über die Grenzen seines kleinen persönlichen Ichs hinaus verwiesen wurde.

„Was hast du aus deinem Leben gemacht?“, eine Frage, die nach Meinung Ritchies nicht auf Tatsachen aus war, sondern auf innere Werte. Ritchie schaute nach etwas Bleibendem aus, aber alles, was er sah, war „nur ein endloses, kurzsichtiges, lärmendes Kümmern um sich selbst. Seine Selbstliebe spiegelte sich in dem wider, was er als den
stolzesten Augenblick in seinem Leben anführte: „Ich bekam eine Pfadfinderauszeichnung als ‚Eagle Scout’! Worauf die Stimme neben ihm nur lakonisch feststellte: ‚Das ehrte dich’. … Ritchie begriff, … die Lichterscheinung wollte wissen, nicht zu welchen Leistungen, sondern zu welcher Liebe er es in seinem Leben gebracht hatte. Hatte er andere Menschen so bedingungslos geliebt, wie er von dieser Gegenwart geliebt wurde. Seine spontane Antwort: Er hätte gar nicht gewust, dass diese Art von Liebe so wesentlich und bedeutend sei für das Leben. Diese Einsicht war für ihn so, als ob man zum Abschlussexamen kommt und entdecken muss, dass man in einem Fach geprüft wird, das man niemals studiert hat.“12

Alle Dinge, die Ritchie vollbracht hatte, schienen ihm in diesem Licht belanglos. – Aber worauf kommt es an?

In der Vielzahl von Interviews, die Moody mit Nahtod-Patienten führte, stellten sich zwei Dinge als wesentlich heraus:

„Ich begriff: hier ging es um eine Art von Liebe, die nichts zu tun hatte mit dem Herabstufen von Menschen, … [es ging] um die Frage, ob ich Menschen lieben könne, auch wenn ich sie sehr genau kannte und ihre Fehler sehr wohl sah“.

Liebe und Weisheit

„Es ist damit etwas gemeint“, so erläutert Moody, „das man als eine überströmende, spontane und unbedingte Liebe kennzeichnen kann, die man anderen schenkt, ungeachtet ihrer Mängel und Schwächen.“ Das andere, worauf es ankommt, ist Erkenntnis:

„es ging um ein Wissen von grundlegenden Dingen, um Gründe und Ursachen, um die allgemeinen Prinzipien, auf denen alles basiert … [um Wissen] von dem, ‚was die Welt im Innersten zusammenhält’ … [es handelte] sich um eine Art von tieferem Wissen, ein Wissen mit der Seele gewissermaßen … um Weisheit möchte ich sagen.“13

Es ist nicht schwer, hierin die wesentlichen Aspekte des Höheren Selbstes, LIEBE und WEISHEIT zu erkennen, die universell sind und denen Ausdruck zu verleihen letztendlich für den Menschen Ziel seines Daseins ist, denn darin gründet seine eigentliche Natur.

Erhellend mag an dieser Stelle Blavatskys Erklärung sein: „Unser spirituelles „Ich“ ist unsterblich“, sagt sie im Schlüssel, „aber es kann von … [dem] gegenwärtigen Selbst nur das mit sich in die Ewigkeit
nehmen, was der Unsterblichkeit würdig geworden ist,“ d. h. seiner Natur entspricht, also eine Ausstrahlung aus seinem höheren Wesensteil ist.14

Sie nennt diese Essenz den „Duft der vergänglichen Blume des Lebens“ und gebraucht für das „spirituelle Ego“ das Bild der Honig sammelnden Biene, die den „Nektar der spirituellen Qualitäten und des Höheren Bewusstseins“ sammelt und zu einem Ganzen vereint, um schließlich aus ihrer Hülle am Ende der Zyklen menschlichen Daseins als strahlender Dhyan Chohan emporzutauchen“.15

Es sind die „Schätze, die die Motten nicht fressen“, wie die Bibel16 sagt. Sie werden im Kausalkörper integriert, dem Gewand des spirituellen Egos, das sich auf diese Weise entfaltet und sein inneres Potential allmählich zum Ausdruck bringt.

Bedeutungsvolle Phasen zwischen den Inkarnationen

Die Phasen zwischen den Verkörperungen bedeuten nicht nur eine Ruhepause. Mit dem Ablegen der irdischen Gewänder erfolgt für den Menschen zunehmend ein Eintauchen in seine höhere Natur, ein Erleben der höchsten und reinsten Ideale, die er im Herzen trägt. Je stärker und bestimmter er an sie denkt, desto lebendiger, klarer und vollkommener gestalten sich die entsprechenden Gedankenformen, die er gleichsam „als lebendige Wesenheiten, … [als] eine unvergleichliche Fülle von Formen, Farben und Klängen“ wahrnimmt. „Die Eindrücke, die er von ihnen aufnimmt, wirken kraftvoll auf sein seelisches Leben ein und lösen neue Kräfte in ihm aus. Diese rufen entsprechende Impulse in der Seele wach, die in der nächsten Verkörperung als bestimmte Anlagen und Fähigkeiten auftreten werden.“17

Die Seele ergeht sich also nicht nur in den Idealen des gelebten Lebens, sondern gestaltet diese weiter aus, um sie sich als zukünftige Vision einzuprägen und im nächsten Leben zu realisieren. Sie nimmt das in ihr ruhende Potential wahr, aber auch ihre Schwäche und Unvollkommenheiten. Diese Erkenntnis belebt ihren Willen zu neuer Daseinsgestaltung.“18

Vorbereitung einer neuen Inkarnation

Seher wie Erhard Bäzner und Geoffrey Hodson berichten, dass dem Menschen – entsprechend dem Entwicklungsgrad der sich wiederverkörpernden Seele – größtmögliche Hilfe und Lenkung seitens der älteren Brüder und den Repräsentanten der Engel-Hierarchien zuteil wird. Wie im Tode, so folgt auch bei einer neuen Inkarnation

„eine vorausschauende Vision auf das, was den Menschen erwartet, und er begreift die Ursachen, die dazu geführt haben.“19

„Das göttliche Ego, der wahre Mensch, der seine Heimat, die Kausalwelt, nie verlässt, und dessen Bewusstsein über Tod und Geburt hinausreicht, vermittelt seinem Strahl, der sich reinkarnierenden menschlichen Seele20, das blitzartige Erkennen ihres weiteren Entwicklungsweges. Die Seele erschaut ihre neue Daseinsform und erkennt die Notwendigkeit ihres Schicksals …

Es bedarf oft längerer Vorbereitung, bevor die Seele in die physische Körperwelt gelangen kann. Einzelne Geschehnisse aus den vergangenen Erdenleben des Menschen, die alle dem geistigen Gedächtnis des Menschen eingeprägt sind, werden in astralstoffl ichen plastischen Bildern dem Sich-Verkörpernden vorgeführt.

Mit diesem wiederholten Erleben soll er erneut die Unvollkommenheiten und Irrtümer seiner früheren Daseinsperioden erkennen, um sich kraftvoll zur Verbesserung aller Mängel zu entschließen und immer schärfer zwischen den rechten und unrechten Handlungen unterscheiden zu lernen. …

Von den „Älteren Brüdern“ wird er belehrt, wie er seine Versäumnisse ausgleichen und seine Fähigkeiten weiter entwickeln kann. Dabei werden ihm bestimmte Aufgaben des Helfens und Dienens in den verschiedenen Sphären gestellt. Seinen Anlagen und Fähigkeiten entsprechend, wird er auch auf allen anderen Gebieten belehrt. Das Entwicklungsgesetz, sowie die großen geistigen und okkulten Gesetze werden ihm erklärt und sein Verständnis durch die Mitarbeit im Helferdienst der verschiedenen Sphären erprobt.

In dem Maße ihres Wirkens erweitert sich auch das Wissen der Seele. Dieses umfassendere Wissen nimmt sie dann je nach ihrer inneren Veranlagung als lebendige Ahnung oder starke Begabung, als religiöse Sehnsucht oder intuitives Erkennen mit in das neue Erdenleben hinüber.“21

Das Maß der Verwirklichung ihrer Ideale und Pläne hängt ab von der Beschaffenheit ihrer „stoffl ichen Gewänder“, deren Samen – aus den Vorleben in den sog. permanenten Atomen gespeichert – die neuen Hüllen und „Werkzeuge“ der Persönlichkeit bilden. […]

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Als der Besitzer eines Cadillacs zu seinem Auto ging, sah er einen Jungen, etwa zehn Jahre alt, der konzentriert durch die Scheiben starrte. Neugierig, was der Junge im Sinn hatte, legte er seine Hände auf dessen Schultern, zog ihn sanft zurück und fragte, was er da tue.

Der Junge antwortete, er interessiere sich für Autos und habe viel darüber gelesen. Einige Augenblicke später fragte er: „Wieviel, Herr, haben Sie für diesen Wagen bezahlt?“ Der Mann antwortete: „Nichts. Mein Bruder gab ihn mir.“ „Ich wünschte“, erwiderte der Junge, aber mitten im Satz hielt er inne.

Der Mann lachte in sich hinein: „Du wolltest sagen, ‚Ich wünschte, ich hätte einen solchen Bruder‘.“ „Nein, ich wollte sagen ‚Ich wünschte, ich könnte ein solcher Bruder
sein.’ Sehen Sie, ich habe einen schwerbehinderten Bruder, und ich möchte gerne eine Menge Dinge für ihn tun.“22

1 Gekürzte Fassung eines Vortrages, gehalten während der Sommertagung 2009 der TGD
in Calw.

2 H. P. Blavatsky: Der Schlüssel zur Theosophie, Satteldorf 1995, Kap. IX, S. 202.

3 Ebd., S. 162.

4
Vergl. Arthur E. Powell: Der Kausalkörper – die unsterbliche Individualität und ihre Lebensfelder,
(aus dem Englischen übersetzt), Grafi ng 2003, S. 102.

5 Ebd., S. 114.

6 Blavatsky, a.a.O., S. 210f.

7
Erhard Bäzner: Das Rätsel des Lebens und das Geheimnis des Todes, Grafi ng 2005,
S. 37.

8 Joh. Christof Hampe: Sterben ist doch ganz anders, Stuttgart/Berlin 1975, S. 92.

9
Kenneth Ring: Den Tod erfahren – das Leben gewinnen, München 1988, S. 59.

10
David Lorimer: Die Ethik des Nah-Todeserfahrungen, Frankfurt/Leipzig 1993, S. 34f..

11
Jeder Mensch wurzelt in seiner Essenz in der größeren, allumfassenden Einheit (Atma-
Buddhi), die er im Grunde seines Wesens ist.

12 George G. Ritchie: Rückkehr von Morgen, Marburg 1989, S. 42, zitiert in D. Lorimer,
a.a.O., S. 33f

13
Dr. Raymond A. Moody: Nachgedanken über das Leben nach dem Tod, Reinbeck bei
Hamburg 1978, S. 120-122.

14
Blavatsky, a.a.O., S. 216. Vgl. auch dies.: Die Geheimlehre, Bd. III, S. 514.

15
Blavatsky, a.a.O., S. 217f.

16 Vgl. Matth. 6. Kap., Vers 19.

17 Bäzner, a.a.O., S. 77.

18 Ebd., S. 89.

19
Blavatsky, a.a.O., S. 211.

20
„Eine Teilprojektion aus dem Ego, welche die neu zu bildende Persönlichkeit beseelen
soll.“ (Bäzner, a.a.O., Fußnote.)

21 Bäzner, a.a.O., S. 101f.

22 Theosophical Digest, 1/1992, S. 28.


Autor: Charlotte Wegner