Autor: Omraam Mikhael Aivanhov
zitiert nach „Der weiße Lotos“, Nr. 85, hrsg. von Franz Hirthammer (†), Dank an ihn!

Die Interpretation der Weihnachtsgeschichte zeigt die wunderbare Verschlungenheit von Symbolen mit sinnlich fassbaren Elementen.

Das Christus-Prinzip: Geburt von Licht, Wärme, Freude und Leben

Ob Jesus wirklich am 25. Dezember um Mitternacht zur Welt kam, soll uns hier nicht beschäftigen. Was uns interessiert, ist die Tatsache, dass an diesem Tag - (nach der längsten Nacht des Jahres zur Wintersonnenwende, die Red.) - das Christus-Prinzip in der Natur geboren wird, das Licht und die Wärme, die alles verwandeln. Zur gleichen Zeit wird dieses Fest auch im Himmel gefeiert: Die Engel singen und alle Heiligen, hohen Meister und Eingeweihten versammeln sich um zu beten, um den Ewigen zu ehren und die Geburt des Christus zu feiern, der wahrhaft im Universum geboren wird.

Und was macht währenddessen die Mehrzahl der Menschen auf der Erde? Sie hält sich in Kneipen, Tanzbars und Nachtlokalen auf, wo gegessen, getrunken und Unsinn gemacht wird, um die Geburt Jesu zu feiern … eine seltsame Mentalität! Das Erstaunliche dabei ist, dass sogar die intelligentesten Menschen es normal finden, Weihnachten auf diese Art zu feiern, anstatt sich der Bedeutung eines nur einmal jährlich stattfindenden Ereignisses bewusst zu sein. Wenn die ganze Natur aufmerksam das neue Leben vorbereitet, ist der Mensch mit seinen Gedanken woanders. Deshalb empfängt er auch nichts vom Himmel, sondern verliert im Gegenteil dessen Gnade und Liebe. Denn was kann der Himmel einem Menschen, der den göttlichen Strömungen gegenüber unempfindlich ist, schon geben? Der Schüler dagegen bereitet sich vor. Er weiß, dass in der Weihnachtsnacht Christus als Licht, Wärme und Leben geboren wird, und er schafft günstige Bedingungen, damit dieses göttliche Kind auch in ihm geboren wird.

Geburt Jesu: ein kosmisches und mystisches Ereignis

Jesus wurde vor zweitausend Jahren in Palästina geboren, (was bislang nicht zweifelsfrei belegt ist, die Red.). Das ist der historische Aspekt von Weihnachten, der aber für die Eingeweihten zweitrangig ist; denn Christi Geburt ist eher ein kosmisches als ein historisches Ereignis. Es ist die erste Manifestation des Lebens in der Natur, überall beginnen neue Energien hervorzusprudeln. Außerdem ist diese Geburt auch ein mystisches Ereignis, das heißt, dass Christus in jeder Menschenseele als Prinzip des Lichtes und der göttlichen Liebe geboren werden soll. Dies ist die Bedeutung der Geburt Jesu. Aber solange der Mensch nicht von Licht und Liebe erfüllt ist, kann das Christkind nicht in ihm geboren werden, er kann es feiern und erwarten … und wird nie etwas bekommen.

Zur Erinnerung an die Geburt Jesu vor zweitausend Jahren geht man in die Kirche und singt, dass er gekommen ist, uns zu erlösen. Und da wir nun bereits erlöst sind, können wir in aller Ruhe weiter sündigen, trinken und schlemmen und brauchen uns für alle Ewigkeit keine Sorgen mehr zu machen! Das ist es, was die Menschen unter der Geburt Jesu verstehen. Aber wer denkt schon daran, an sich selbst zu arbeiten, zu lernen und sich zu bemühen, damit Jesus in jeder Seele, in jedem Geist geboren wird? Wäre das Kommen Jesu vor zweitausend Jahren ausreichend gewesen, warum ist dann das Reich Gottes auf Erden noch nicht Wirklichkeit geworden? Kriege, Elend und Krankheiten hätten schon längst verschwinden müssen.

Christus muss in mir geboren werden

Ich leugne nicht, dass Jesu Geburt ein äußerst wichtiges historisches Ereignis war, aber das Wesentliche sind die kosmischen und mystischen Aspekte des Weihnachtsfestes. Die Geburt Christi ist nicht nur ein alljährliches Ereignis im Universum, sondern kann auch jeden Augenblick in unserem Inneren stattfinden. Ihr könnt die Geschichte der Geburt Jesu lesen, sooft ihr wollt und singen: „Es ist geboren das himmlische Kind…“, solange Christus nicht in euch selbst geboren ist, hat all das keinen Zweck. Jetzt kommt es darauf an, dass jeder den Wunsch hat, ihn in seiner eigenen Seele zur Welt zu bringen, um selbst so zu werden wie Er, damit die Welt von Menschen bevölkert wird, die alle den Geist Christi in sich tragen. Gerade dies wollte Jesus im Übrigen erreichen, als er sagte: „Wahrlich ich sage euch, wer an mich glaubt, wird dieselben Werke vollbringen wie ich. Sogar noch größere wird er tun.“ Aber wo sind diese Werke, die größer sind als die Werke Jesu?

Für einige ist Christus bereits geboren, für manche wird er bald geboren werden, und für andere wird er leider erst in einigen Jahrhunderten geboren. Es kommt eben darauf an, ihm die richtigen Bedingungen zu schaffen.

Um die ganze Bedeutung des Weihnachtsfestes zu begreifen, ist es daher sehr wichtig, sich lange vorher darauf vorzubereiten. Was bedeutet zum Beispiel die Geburt Jesu in einer Krippe zwischen Esel und Ochse? Was stellen die Hirten, die drei Weisen dar? Ihr sagt: „Aber das weiß doch jeder!“ Wir werden gleich sehen, ob man es weiß oder nicht, und was man sich darunter vorstellt. ….

Wer waren Maria und Joseph?

(Nach dem Vorlesen der Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium fragt der Autor:) Zunächst: Wer waren Maria und Joseph? Wenn sie als Jesu Eltern ausgewählt wurden, dann waren sie auch darauf vorbereitet worden und würdig, Jesus, den Erlöser der Menschheit (Christus als das für sein eigenes Leben zu verwirklichende gelebte Vorbild, die Red.), in ihrer Familie zu empfangen. In ihren vorangegangenen Leben hatten sie sicherlich eine bedeutende spirituelle Arbeit geleistet.

Wenn Gott Geschöpfe auswählt, dann erfüllen sie bestimmte Voraussetzungen. Gewiss, „Er kann aus Steinen Kinder Abrahams machen“, aber zuerst müssen diese vom Stadium der Steine zu dem der Pflanzen und der Tiere übergehen, bevor sie die Ebene der Menschen erreichen. Das gleiche gilt für das Kind. Der Keim durchwandert auch viele Formen und Zustände, bevor er das Aussehen eines menschlichen Wesens annimmt. Genauso musste auch Jesus bestimmte Etappen durchschreiten, bevor er Christus wurde. Auch das können die Christen nicht akzeptieren. Ihrer Meinung nach war Jesus Gott selbst und von Geburt an vollkommen. Aber warum musste er dann bis zu seinem dreißigsten Lebensjahr warten, um den Heiligen Geist zu empfangen und Wunder zu vollbringen? Selbst wenn Gott sich persönlich sich auf Erden verkörpern will, wird er dabei seine eigenen Gesetze befolgen. Er, der Herr, respektiert sich selbst, versteht ihr? So sehen die Eingeweihten die Dinge; in ihrem Kopf ist alles geordnet, logisch und sinnvoll.

Die Jungfräulichkeit

Ist Jesus vom Heiligen Geist geboren? Ja, es war der Heilige Geist auf der himmlischen Ebene, aber auf der körperlichen Ebene war auch etwas nötig, beziehungsweise jemand, damit auch auf dieser Ebene sich der Heilige Geist widerspiegelte. Der Heilige Geist brauchte auch auf der physischen Ebene einen Mittler, damit auf physischer, spiritueller und göttlicher Ebene alles heilig, lichtvoll und rein war und eine völlige Übereinstimmung der drei Welten erreicht wurde. …

Ist Jesus durch das Wirken des Heiligen Geistes geboren worden? Ja, gewiss, insoweit, als seine Zeugung von keinerlei Begierde, Leidenschaft oder Sinnlichkeit befleckt wurde, kann man sagen, dass er durch das Wirken des Heiligen Geistes geboren wurde. Auf dieser Ebene ist die Jungfräulichkeit Mariens zu verstehen. Die Keuschheit ist eher eine spirituelle denn eine physische Eigenschaft. Wie viele Frauen sind nach außen hin Jungfrauen, aber im Inneren schlimmer als Straßenmädchen!

Die Geburt Jesu muss dreifach verstanden werden

Die Geburt Jesu muss in den drei Welten verstanden werden. Das heißt als historisches, psychisch-mystisches und schließlich kosmisches Phänomen. Er (Lukas der Evangelist, die Red.) war nicht Zeuge der Geschehnisse, sondern hat Nachforschungen angestellt und in seinem Bericht von der Geburt Jesu nur die Bilder der Ereignisse festgehalten. Wir wollen jetzt diese symbolischen Bilder näher betrachten.

Joseph, Maria und der Heilige Geist

Das Jesuskind braucht einen Vater und eine Mutter, um geboren zu werden (historischer Aspekt, die Red.). Der Vater, Joseph, stellt den Intellekt, den Geist des Menschen dar. Die Mutter, Maria, ist das Herz, die Seele. Wenn Herz und Seele geläutert sin, dann wird das Kind geboren. Aber es wird nicht von Intellekt und Geist, sondern von der Universalseele geboren, die nichts anderes ist als der Heilige Geist in Form von Feuer, von göttlicher Liebe … eine reine Flamme, die das Herz und die Seele des menschlichen Lebens befruchtet. Herz und Seele verkörpern das weibliche, empfängliche Prinzip. Intellekt und Geist stellen das männliche Prinzip dar, das die Bedingungen vorbereitet, damit der Heilige Geist, das heißt die Universalseele, die Feuer ist, Besitz ergreift von der Seele, (hier) Maria. Dann wird das Christkind geboren. Aber da die Geburt in allen drei Welten stattfinden soll, muss das Kind auch auf physischer Ebene auf die Welt kommen. Das ist viel komplexer als wir es uns vorstellen.

Herberge, Stall und Krippe

Als Maria und Joseph in einer Herberge Unterkunft suchten, fanden sie keinen Platz. Mit anderen Worten: Menschen, die nur für Essen, Trinken und Vergnügungen leben, haben für den Eingeweihten, der das Kind empfing keinen Platz. Das göttliche Kind, das er bereits als Licht in sich trägt, kann ein Ideal oder eine Idee sein, die er nährt und innig liebt, aber wohin mit diesem Kind? Niemand öffnet ihm die Tür, das heißt, niemand versteht ihn. Zum Glück gibt es einen Stall, Der Stall mit der Krippe ist ein Symbol, das zunächst auf die Armut und die äußeren Schwierigkeiten hinweist. Ja, so wird es für den Menschen, in dem der Geist wohnt, immer sein: Von den Menschen wird er weder geschätzt noch aufgenommen. Aber andere werden das Licht, das er über die Krippe ausstrahlt, von weither sehen und ihn aufsuchen.

Maria und Joseph - Symbole des Innenlebens

Das durch den fünfzackigen Stern dargestellte Licht ist eine absolute Realität. Es leuchtet über dem Haupt aller Eingeweihten, deren weibliches Prinzip - Seele und Herz - das vom Heiligen Geist gezeugte Christkind zur Welt gebracht hat. In dem Fall soll der Intellekt, Joseph, anstatt Maria eifersüchtig zu verstoßen und wie ein grober Mensch zu schimpfen „Das Kind, das due geboren hast, ist nicht von mir, verschwinde! …“ sich beugen und sagen: „Gott selbst hat Marias Seele und Herz mit Seinem Hauch gestreift. Ich war nicht dazu imstande“. Der Intellekt darf sich also nicht empören und zornig werden, sondern muss Maria behalten, die Lage richtig einschätzen und zugeben: „Hier ist etwas, das meine Kenntnisse übersteigt!“. Maria zu verstoßen würde bedeuten, die Hälfte seines eigenen Wesens aufzugeben und wie die rein intellektuellen und rational eingestellten Menschen zu werden, die alle Regungen des Gemüts, alles Empfängliche, alle Eigenschaften der Milde, Demut und Güte verbannt haben. Viele haben Maria verstoßen, weil sie sich gerne vom Heiligen Geist besuchen ließ …

Wir müssen verstehen, dass Maria und Joseph Symbole des Innenlebens sind. Wer Maria verbannt, verdorrt und hat nur noch einen Intellekt, der alles zersetzt, kritisiert und immer unzufrieden ist. Aber ihr habt gesehen, dass Joseph Maria im Gegenteil achtete, sie bei sich behielt und sich sagte: „Oh, sie erwartet ein Kind, ich will sie schützen, denn sie braucht meine Hilfe.“

Der Stern führt die drei Weisen

Was bedeutet nun der Stern? Er zeugt von einem Phänomen, das sich unvermeidlich im Leben eines wahren Mystikers, eines wahren Eingeweihten ereignet. Über seinem Haupt erscheint ein Stern, ein leuchtendes Pentagramm. Das, was oben ist, ist wie das, was unten ist und das , was unten ist, ist wie das, was oben ist, und deshalb muss auch das Pentagramm, und er die fünf Tugenden Güte, Gerechtigkeit, Liebe, Weisheit und Wahrheit vollkommen entwickelt hat, bildet zum anderen oben, im subtilen Bereich, ebenfalls ein Pentagramm, das als Licht erscheint.

Dieses Licht - der Stern, der über dem Stall leuchtete - bedeutet, dass jeder Eingeweihte, der den lebendigen Christus in sich trägt, immer ein Licht ausstrahlt, ein beruhigendes, nährendes, tröstendes, heilendes, läuterndes und belebendes Licht…. Eines Tages erblicken andere dieses Licht von weitem und spüren, dass etwas Besonderes sich durch dieses Wesen manifestiert,. Und das, was siuch da manifestiert, ist Christus. Jetzt kommen alle zu ihm, Regenten und Obrigkeiten, alle Mächtigen und Reichen.

Selbst die hohen geistlichen Oberhäupter, die sich am Gipfel angekommen glaubten, spüren, dass ihnen etwas fehlt, dass sie diesen Grad der Spiritualität noch nicht erreicht haben, und sie kommen, um zu lernen und ihm Achtung zu zollen und bringen Geschenke. Damit ist auch die Anwesenheit der drei Weisen Melchior, Balthasar und Kaspar an der Krippe des Jesuskindes erklärt. Alle drei waren in ihrem Land geistliche Oberhäupter bedeutender Religionen. Warum sind sie gekommen? Weil sie das Licht wahrgenommen hatten. Sie waren auch Astrologen und hatten bestimmte außergewöhnliche planetarische Konstellationen beobachtet, aus denen sie folgerten, dass ein besonderes Ereignis auf der Erde geschehen würde. Jesu Geburt entspricht also auch einem Phänomen, das sich vor zweitausend Jahren am Himmel ereignete.

Gold, Weihrauch und Myrrhe

Die heiligen drei Könige brachten Gold, Weihrauch und Myrrhe. Jede Gabe war ein Symbol. Das Gold besagte, dass Jesus ein König war. Gold ist die Farbe der Weisheit, seine Leuchtkraft glänzt wie eine Lichtkrone über dem Haupt des Eingeweihten. Der Weihrauch bedeutet, dass Jesus Priester war. Weihrauch stellt den religiösen Bereich dar, also auch Herz und Liebe. Die Myrrhe ist ein Symbol der Unsterblichkeit, man benutzte sie zum Einbalsamieren der Körper, um sie vor dem Verfall zu bewahren. Die drei Weisen brachten also Geschenke, die sich auf alle drei Bereiche, die Gedanken, die Gefühle und den physischen Körper, bezogen. Außerdem ist jede Gabe mit einer Sephirah verbunden. Die Myrrhe mit Binah, wo alles aufbewahrt wird; das Gold mit Tipheret, dem Licht, und der Weihrauch mit Hesed, der Religion.

Ochs, Esel im Stall

Beschäftigen wir uns jetzt mit dem Stall. In ihm gab es weder Hirten noch Herden, sondern nur einen Ochsen und einen Esel. Warum? Seit Jahrhunderten zitiert man diese Geschichte, ohne sie zu verstehen, denn die Menschen haben den Sinn der universalen Symbole verloren. Der Stall stellt den physischen Körper dar. Und der Ochse? Bekanntlich galt der Ochse, der Stier in der Antike immer als Prinzip der Fortpflanzung. In Ägypten zum Beispiel war der Apis-Stier das Symbol für Fruchtbarkeit und Ertragsfähigkeit. Der Stier steht unter dem Einfluss der Venus und stellt die Sexualkraft dar. Der Esel steht unter dem Einfluss von Saturn und symbolisiert die Personalität, das heißt die niedere Natur des Menschen, die auch der „alte Adam“ genannt wird: dickköpfig, stur, aber dienstbereit. Diese beiden Tiere sollen also Jesus dienen. Aber wie? Ich will euch jetzt ein großes Mysterium enthüllen.

Wenn der Mensch beginnt, an seiner Vervollkommnung zu arbeiten, gerät er mit den Kräften seiner Personalität und seiner Sinnlichkeit in Konflikt. Ein Eingeweihter zeichnet sich gerade dadurch aus, dass er diese beiden Kräfte unter Kontrolle gebracht und in seinen Dienst gestellt hat. Er vernichtet diese Energien nicht, denn es ist keine Rede davon, dass die beiden Tiere verjagt oder getötet wurden. Sie waren anwesend, aber was taten sie? Sie wärmten das Jesuskind mit ihrem Atem. … Wenn es also einem Eingeweihten gelingt, Stier und Esel in seinem Inneren zu wandeln und sie in seine Dienste zu stellen, dann wärmen und nähren sie das neugeborene Kind mit ihrem Atem. Diese Kräfte belästigen, verwirren und quälen ihn dann nicht länger, sondern werden zu belebenden Energien. Der Atem ist bereits das Leben. Der Atem von Ochs und Esel erinnert an den Odem Gottes, mit dem Er dem ersten Menschen die Seele eingab. Esel und Ochs dienten dem Jesuskind, was bedeutet, dass Personalität und Sinnlichkeit dem dienen, in dem Christus wohnt, denn sie sind außergewöhnlich nützliche Kräfte, wenn sie zu einer Arbeit eingespannt werden können.

Ein Engel erschien den Hirten

Den Hirten, denen der Stall gehörte, ist ein Engel erschienen. Sie hüteten ihre Herden auf dem Felde, und als der Engel ihnen die Nachricht von der Geburt Jesu brachte, waren sie hoch erfreut; sie nahmen Lämmer und brachten sie ihm als Gabe dar. Das bedeutet, dass alle am physischen Körper Beteiligten benachrichtigt werden, also alle verkörperten oder nicht verkörperten Geister der Familie, die Schätze besitzen (diese Schätze werden hier durch Schafe, Lämmer und Hunde symbolisiert). Sie werden benachrichtigt, weil sie am Aufbau des Stalls - des physischen Körpers - mitgewirkt haben. Nun kommen sie alle herbei und rufen: „Oh, wir hätten nie gedacht, dass unserem Stall eine solche Ehre zuteil würde!“

Folglich wird allen Familiengeistern, sowohl im Jenseits als auch auf Erden, die Nachricht überbracht, dass sich ein wunderbares Geschehen  in eurem Herzen und eurer Seele ereignet hat; dann kommen auch sie herbei, verneigen sich und bringen Geschenke. Ja, alle stellen sich in den Dienst des Kindes. Aber solange es nicht in euch geboren ist, rechnet nicht damit, dass jemand euch seine Dienste anbietet! Die Engel suchen nur den auf, in dem das Jesuskind schon geboren ist, denn sie kommen, um dem göttlichen Prinzip, d.h. Christus zu dienen und nicht euch …

Jesus kommt in einer Krippe zur Welt

Lasst uns jetzt auf das Symbol der Krippe eingehen. Warum musste Jesus in einer Krippe, im Stroh, zur Welt kommen und nicht in einem Palast, einem Tempel, einem großen, prunkvollen Gebäude? In den Evangelien ist alles symbolhaft dargestellt, doch es gibt nur wenige, die in der Geschichte von der Geburt Jesu in einer Krippe einen tieferen Sinn vermuten.

Wenn ihr euch an das Hara-Zentrum erinnert, wisst ihr, wo diese Krippe sich in unserem Körper befindet. Ich erklärte euch, welche Rolle dieses Zentrum im Leben eines Eingeweihten spielen kann, wenn er damit zu arbeiten weiß. Obgleich der Name, Hara, Bauch, darauf hinweist, dass dieses einige Zentimeter unter dem Nabel liegende Zentrum besonders den Japanern ein Begriff ist, war es in Wirklichkeit allen Eingeweihten der Vergangenheit bekannt. Gerade dieses Zentrum meinte Jesus, als er sagte: „Aus seinem Strom entspringen Ströme lebendigen Wassers…“. Dieser „Schoß“ ist das Hara-Zentrum, dort befindet sich die Krippe, in der Christus zwischen Ochs und Esel geboren werden soll, das heißt zwischen Leber und Milz.

Ich sehe euer Erstaunen. Ihr dachtet, dass Jesus in eurem Kopf geboren wird. Habt ihr schon einmal eine Mutter gesehen, die ihr Kind durch das Gehirn zur Welt bringt? Darüber hat sich noch keiner Gedanken gemacht. Bauch und Eingeweide findet man eher abstoßend, aber gerade diese Körpergegend hat der Herr für das Fortbestehen der Menschheit gewählt. Gerade dort, in dem Hara-Zentrum soll auch im Schüler das neue Bewusstsein, das Christkind geboren werden. Nichts ist wichtiger, als für die Geburt des göttlichen Kindes in uns zu arbeiten. …

Die Erde - unsere Mutter

Der Mensch kann Christus nicht in sich zur Welt bringen, solange er seine Mutter, die Erde, nicht verstanden hat. Wenn er nicht weiß, was die Erde ist, wenn er keine liebevolle ehrfürchtige und bewusste Beziehung zu ihr hat, besteht keine Möglichkeit, dass er seinen physischen Körper wandelt. Unser Körper ist mit der Erde verbunden, er ist aus ihr entstanden, ist ihre Frucht, ihr Kind, und deshalb kehrt er auch wieder zu ihr zurück. Wenn also die Beziehung des Menschen zur Erde gestört ist, kann Christus in seinen Handlungen, in seinem Körper nicht geboren werden. Man denkt nie daran, dass die Erde ein intelligentes Wesen ist. Sie wird nur nach dem geografischen Aspekt, in Bezug auf Einwohner, Meere, Ozeane, Seen, Berge, Flüsse usw. erforscht. Die Erde ist den Menschen gänzlich unbekannt, sie ist ein Geschöpf, das sie aufs schlimmste schmähen, missachten und ausbeuten. Und gerade diese Einstellung ist die Ursache für großes Unheil …, eben weil wir unserer Mutter, die uns ihren Körper, unseren Leib gegeben hat, keinen Respekt erweisen.

Es gibt eine umfangreiche Wissenschaft, die sich mit der Beziehung zwischen Mensch und Erde beschäftigt. Wie er sich ihr gegenüber verhalten soll, wie er mit ihr sprechen und ihr danken soll, wie er aus ihr Kräfte schöpfen und ihr all seine Unreinheiten anvertrauen kann. Denn die Erde besitzt in ihrem Inneren Fabriken, in denen sie alles umwandeln kann. Ununterbrochen transformiert sie alle Unreinheiten, alle ihr überlassenen Abfälle und erzeugt damit Blumen, Früchte und alles Nützliche und Schöne. Ja die Erde ist sehr intelligent!

Christus wird immer wieder geboren

Ich habe hier nicht das ganze Kapitel des Evangelisten Lukas interpretiert, sondern wollte nur auf einen Teil eures Innenlebens hinweisen, damit ihr euch bewusst werdet, dass die Geburt Jesu ein mystisches Ereignis ist, das in jedem Menschen geschehen kann. Wenn man die Meinung vertritt, dass die Geburt Jesu ein einmaliges Ereignis war, welches vor zweitausend Jahren stattgefunden hat, ist damit nichts erklärt. Erstens wäre dies unvereinbar mit der unendlichen Liebe Gottes. Man sagt, Gott sei Liebe, und trotzdem soll Er seinen einzigen Sohn nur drei Jahre lang in ein kleines Land geschickt haben, wo doch die Menschheit schon seit Millionen Jahren existiert? Wo und wie manifestierte sich dann seine Liebe vor Jesu Geburt? Und danach hat Er die Welt wieder im Stich gelassen? ... Nein, das ist doch Unsinn! In Wahrheit ist Christus schon viele Male auf der Erde und auch auf anderen Planeten und im ganzen Weltall erschienen und wird es auch in Zukunft tun. … Die Frage, ob Jesus wirklich existiert hat oder nicht, wird völlig überflüssig. Bewahrt das Bild von der Krippe mit Joseph, Maria und dem Kind zwischen Esel und Ochs und dem über dem Stall leuchtenden Stern. Jetzt werdet ihr den Sinn besser verstehen. Ebenso wie die Geburt eines Kindes alle Hoffnungen des Lebens in sich trägt, so enthält auch die alljährliche Geburt Christi im Universum die Zuversicht, dass Gott die Menschen nicht verlassen hat. Obgleich sie ständig Seine Gesetze übertreten, vertraut Er ihnen und schickt ihnen immer wieder einen Erlöser, denn Er will nicht, dass auch nur eine einzige Seele verloren geht. Selbst wer die größten Dummheiten angestellt hat, muss sich wieder neu erheben. Gewiss, er muss unter Leiden alles bezahlen und wieder gutmachen, aber Gott gibt ihm die Chance, in seiner Entwicklung weitzugehen. Nur eines sollte man nicht, nämlich den Mut verlieren und sich keine Mühe mehr geben, um weiterzukommen. …Ihr seid geistige Schüler und sollt daran arbeiten, dass das Christuskind in euch geboren wird.