Weiße und schwarze Magie 

Magie ist das Einsetzen des Willens zur Lenkung der Kräfte der äußeren Natur und in Wahrheit die „große Wissenschaft“. Der menschliche Wille als Macht des Göttlichen im Menschen  kann sich die niederen Energien unterwerfen und sie beherrschen und so die gewünschten Wirkungen erzielen. Der Unterschied zwischen weißer und schwarzer Magie liegt im Motiv, das den Willen bestimmt. Wenn der Wille das Wohl anderer Menschen anstrebt, um ihnen zu helfen und jenen Segen zu bringen, mit denen er zusammenkommt, dann ist er ein Weißmagier. Die Wirkungen, die er durch sein geschultes Wissen ausübt, sind wohltätig und unterstützen die Menschen in ihrer Entwicklung. Diese Tätigkeit erweitert ihn, die Trennung von seinesgleichen wird immer geringer, und er selbst entwickelt sich zum Mittelpunkt weitreichender Hilfe. Wird der Wille hingegen zum eigenen Vorteil genutzt, zu persönlichen Zwecken und Zielen eingesetzt, ist der Mensch ein Schwarzmagier, eine Gefahr für die Menschheit, und sein Wirken schadet ihrer menschlichen Entwicklung und verzögert sie. Er zieht sich immer mehr zusammen, verkleinert sich, trennt sich immer stärker von seinen Mitmenschen, schließt sich in seine eigene Schale ein, die ihn isoliert und die mit der Ausübung seiner geschulten Kräfte zunehmend stärker und dichter wird. Der Wille des Magiers ist immer stark. Der Wille des Weißmagiers ist stark in der kraft des Lebens. Wenn nötig ist er biegsam oder starr und fügt sich stets unter den erhabenen Willen, unter das Gesetz des Weltalls. Der Wille des Schwarzmagiers besitzt die Kraft des Eisens, das immer dem Pol persönlicher Interessen zustrebt. Er kämpft gegen den erhabenen Willen und muss früher oder später an ihm zerschellen.

Das Gesetz, das dem geistigen Sucher verbietet, seine geistigen Kräfte für sich selbst einzusetzen, behütet ihn vor der Gefahr der schwarzen Magie. Auch wenn jemand erst in dem Augenblick zum Schwarzmagier wird, in dem er seinen persönlichen Willen absichtlich dem erhabenen Willen entgegensetzt, ist es doch gut, das Prinzip der schwarzen Magie zu erkennen, um sofort gegen die ersten Anzeichen des Übels anzugehen. Wie der Heilige als Weißmagier disharmonische Kräfte in seinem Inneren in harmonische verwandelt, offenbart sich ein Schwarzmagier dadurch, dass er die Kräfte, die er durch sein Wissen erlangt hat, zu seinem eigenen Vorteil nutzt, sie für seine eigenen Interessen missbraucht und durch seine eigennützige Raffgier die Disharmonie in der Welt vergrößert, auch wenn er gleichzeitig meist erfolglos danach strebt, eine Harmonie in seinem eigenen Körper herzustellen.

Quelle: Annie Besant „Eine Studie über das Bewusstsein“, Aquamarin Verlag 2004

 



Autor: Annie Besant